Krankenstand als Unternehmensrisiko
Womöglich ist das auch ein Thema, das dich als Unternehmerin umtreibt. Ständig diese Ungewissheit, wie viele Krankenscheine dich am Morgen wieder erwarten. Dahinter steht ja letztendlich die Frage, ob ihr euren Kunden bei einer großen Zahl an fehlenden Mitarbeiter, eure Dienstleistung oder euer Produkt mit hoher Qualität noch anbieten könnt. Ich erlebe immer wieder Klientinnen, die mir berichten, dass sie wirklich darüber nachdenken, neue Aufträge anzunehmen. Die Angst ist zu groß, diese nicht oder nicht in versprochener Qualität realisieren zu können. Viele Unternehmen müssen den Krankenstand senken um konkurrenzfähig zu bleiben.
Zahlen, Daten, Fakten
Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Booz & Company für die Felix-Burda-Stiftung kosten dich Fehlzeiten pro Mitarbeiter pro Jahr 1197€. Die hohen Kosten entstehen dabei laut Berechnung der Berater nicht nur durch die reinen Fehlzeiten von kranken Arbeitnehmern und dem damit verbundenen Produktivitätsausfall. Der Erkrankte kann seine Erfahrung im Umgang mit Stamm- und Neukunden und seine Kompetenz im Hinblick auf die Arbeitsabläufe nicht mehr in die Firma einbringen.
Neben den direkten Kosten durch Lohnfortzahlung, Bezahlung von Aushilfen oder der Vergütung von Überstunden entstehen verdeckte Kosten – etwa für Personalsuche, Vorstellungsgespräche, Einarbeitung und Ausbildung neuer Mitarbeiter. Und es setzt ja, wie du selbst weißt, eine Spirale in Gang. Sind Mitarbeiter krank oder fehlen, müssen andere die Arbeit übernehmen. Deren Mehrbelastung kann eine eigene Erkrankung und Arbeitsausfall mit sich bringen.
Wenn wir den Krankenstand senken sparen wir auf der einen Seite also zusätzliche Kosten, die uns durch einen Personalausfall entstehen. Auf der anderen Seite steigern wir aber auch unseren Erfolg, indem wir vorhandene Ressourcen sinnvoll einsetzen können.
Ein Beispiel aus der Praxis
Genau dieses Thema hat meine Klientin Silke, Chefin eines ambulanten Pflegedienstes fast zum Aufgeben gebracht. Die Krankenstatistik in ihrem Unternehmen nahm immer mehr zu. Neue und vor allem qualifizierte Mitarbeiter waren schon gar nicht zu bekommen.
Ein Jahr später. Es sieht völlig anders aus. Silke ist voller Energie, Begeisterung und Zufriedenheit. Du fragst dich bestimmt, was passiert ist. Nein, es gab keine plötzliche Bewerberflut hochqualifizierter Pflegekräfte. Der Schlüssel lag in Silke und ihrem Team selbst. Bis dahin war ihr Team in 3 Teams aufgeteilt – Team 1 waren die beiden Hausmeister, Team 2 15 Pflege- und Pflegehilfskräfte, Team 3 9 Pflegefachkräfte. Der Anteil junger Mütter ist sehr hoch. Diese Teams hatten keine wirkliche praktische Relevanz, also keine Kompetenz oder Verantwortung – sie bestanden eher auf dem Papier.
Die Veränderung
Der Impulse, das Team in kleinere Einheiten mit 5-8 Mitarbeitern pro Team aufzuteilen, stieß bei Silke vorerst auf Widerstand. Hieß es doch, eine Menge an Verantwortung abzugeben, Aufgaben zu delegieren und ach so geliebte Denkmuster zu verlassen. Heute sagt, Silke, dass das Beste war, was sie initiieren konnte. Es ist wesentlich mehr Zufriedenheit im Team. Beispielsweise hat sie die Urlaubsplanung wie sonst üblich nicht selbst vorgenommen, sondern sie in die nun entstanden 5 Teams gegeben. Es mussten sich nicht mehr 36 Mitarbeiter einigen, sondern nur 5-8. Die Verantwortung lag nun bei den Teams und nicht bei der so „ungerechten“ Chefin.
Aus den Teams heraus werden die Krankheitsvertretungen selbst auf kurzem Wege organisiert. Die Mitarbeiter sind wesentlich sensibilisierter dafür und denken nach, ob sie sich wirklich krankschreiben lassen oder andere Lösungen finden. Beispielsweise wird bei der Krankheit der Kinder geschaut, ob man lieber einen Dienst tauscht, weil am Nachmittag die Betreuung für das Kind gesichert ist, als sich krankzuschreiben. Ein Verstecken im großen Team ist nicht mehr möglich. Jede Mitarbeiterin weiß, wer genau die Arbeit für sie leisten muss, wenn sie nicht da ist.
Das Ergebnis
Dieser Ansatz zum Krankenstand senken hat beispielsweise rund 50% weniger Krankmeldungen zur Folge gehabt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der neu gewonnenen Verantwortung umzugehen und den typischen Prozessen in der Teambildung, herrscht jetzt eine kreative, zufriedene Atmosphäre. Eine Atmosphäre, in der es darum geht, gemeinsam die Probleme der Kunden zu lösen. Das zeigt auch, dass im letzten Jahr nicht ein(e) Mitarbeiter*in gekündigt hat!
Silke ist vollkommen glücklich. Arbeitet sie doch nun mit Freude und Begeisterung an der Entwicklung ihres Unternehmens als wie früher zu 99% im Unternehmen. Und das, weil sie sich inzwischen auf ihre Teams verlassen kann! Das braucht etwas Arbeit, Zeit und eine gute Begleitung, die sich letztendlich auszahlt.
Fazit
Ich kann dich nur einladen, einfach in neuen Wegen zu denken – wie kannst du dein Team beispielsweise in kleine Kompetenzeinheiten aufteilen! Vielleicht erscheint dir das schwierig, wenn du zum Großteil im Alltagsgeschäft involviert bist. Sich Zeit und aus dem Alltag rauszunehmen und sich begleiten zu lassen, ist die wertvollste Entscheidung für dich selbst und dein Unternehmen. Du kannst sofort damit starten und das braucht am Tag nicht mehr als 10 min Zeit.
Ich freue mich, von dir zu hören und sende sonnige Grüße!